Attentat oder Frische Blumen für Carl Ludwig – humanoide Komödie von Mehdi Moradpour
Wer von uns hat schon Lust auf Konflikte? Wer von uns traut sich politisches Handeln noch zu? Wer von uns hat das Gefühl, mit spätestens 40 doch noch einer Partei beitreten zu müssen, um Veränderungen in Gang zu setzen? Oder geht das, im Gegenteil, nur mit Mitteln des Aktivismus? Sind wir dabei, dem Populismus das Feld zu überlassen? Und die Demokratie an handlungsaktive Algorithmen zu delegieren? Diese Fragen würden wir gerne mit Ihnen und Euch diskutieren. Anhand des neuen Stücks des Autors und Übersetzers Mehdi Moradpour. In der humanoiden Komödie Attentat oder Frische Blumen für Carl Ludwig treffen drei politisch sehr unterschiedlich munitionierte Figuren und eine humanoide Radiomoderatorin bei einer Politgala aufeinander. Die künstliche Carla versteht sich selbst als Reinkarnation des Burschenschaftler Carl Ludwig Sand, der 1819 das erste rechtradikale Attentat in Deutschland verübt hat. Überhaupt lässt Moradpour seine politische Gegenwartsanalyse historisch nach hinten kommunizieren: auch die – damals noch naturgemachte – globale Klimakatastrophe, die im Jahr 1815 ihren Lauf nimmt, spielt eine Rolle. Sie sind äußerst lebendig unter uns, die Gespenster und Stimmungen des 19. Jahrhunderts.
Foto: Max Zerrahn
Mehdi Moradpour ist Autor, Dolmetscher und Übersetzer für Farsi (Persisch) und Spanisch. 2014 bis 2016 besuchte er den Lehrgang »Forum Text« der uniT Graz. Seine Theaterstücke wurden am Theater Konstanz, der Deutschen Oper Berlin und am Schauspielhaus Wien gezeigt und vielfach ausgezeichnet. Zuletzt 2017 mit dem Christian-Dietrich-Grabbe-Preis für reines land und 2018 mit dem Preis des EURODRAM-Netzwerks für ein körper für jetzt und heute. Sein neues Stück Attentat oder Frische Blumen für Carl Ludwig entstand in Zusammenarbeit mit dem NIDS und wurde im Rahmen von „Krieg im Frieden“ im Oktober 2018 am Maxim Gorki Theater erstmals präsentiert.
Foto: T+T Fotografie Tanja Dorendorf
Tobias Herzberg, geb. 1986 in Hamburg, ist seit 2016 Dramaturg am Maxim Gorki Theater Berlin und seit 2017 Künstlerischer Leiter der Experimentierbühne Studio Я. Er studierte Regie in Hamburg und Zürich, assistierte u.a. bei Karin Henkel und René Pollesch und inszenierte am Schauspielhaus Zürich die Schweizerische Erstaufführung von Sasha Marianna Salzmanns Muttermale Fenster blau. Er schreibt Hörspiele und unterrichtet zurzeit Schauspielstudierende an der HMT Rostock.
Foto: privat
Ruth Feindel hat in Hildesheim, Paris und York Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis studiert. Sie hat von 2005-2009 an den Münchner Kammerspielen (bei Frank Baumbauer) und von 2009-2013 am Theater Freiburg (bei Barbara Mundel) als Dramaturgin gearbeitet. Seit 2015 ist sie Lektorin beim Suhrkamp Theater Verlag. Sie unterrichtet an der UdK Berlin und an der AdK Ludwigsburg und realisiert Projekte als freie Dramaturgin.